Sonntag, 6. Januar 2013

Der Kitzel des Schmerzes

Ein Unfall auf der gegenüberliegenden Fahrbahn kann durchaus Interesse oder sogar Euphorie auslösen, solange wir ausblenden, dass dabei Menschen verletzt oder getötet werden. Vielleicht werden wir aber auch durch das Wissen um das zugefügte Leiden in solch eine Schockstarre versetzt, dass wir nur noch auf die ästhetische Brillianz der Situation fixiert sind. Erst sobald ich persönlich betroffen bin, schlägt der Kitzel des Schmerzes in Schmerz um. - Bedeutet dies nun, dass diejenigen, welche sich um ihrer Schönheit willen verstümmeln, in diesem Schock gefangen sind und nicht wahrhaben wollen, dass sie leiden? Ist die Feststellung, dass man etwas als schön empfindet, vielleicht gar keine höhere Tugend, sondern vielmehr eine Ausflucht und Notwehr gegen die Frage, wie das bloß passieren konnte bzw. wie man sich selbst so etwas antun konnte? Und zuletzt: Seid ihr eurem Körper wirklich nicht näher als einem Unfall auf der gegenüberliegenden Fahrbahn? - Deshalb weine ich...

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