Sonntag, 16. Dezember 2012

Nietzsche im Unrecht

Nietzsche war im Unrecht, als er meinte, dass einen der Gedanke an Selbstmord durch eine schwere Nacht bringen würde, sondern es ist vielmehr der Gedanke daran, genau diese Empfindung aufzuschreiben oder anderweitig mitzuteilen.

Montag, 8. Oktober 2012

Die Selbstbegrenzungen Gottes

Religion und Theologie sind die mehr oder weniger freiwilligen Selbstbegrenzungen Gottes.

Freitag, 5. Oktober 2012

Unberührtheit

Es war niemals so, dass man den Regenwald - anders als von vielen Menschen gedacht - als etwas von menschlichen Einflüssen Freies und damit auf eine gewöhnliche Weise Unberührtes bezeichnen konnte; jedoch war er bisher immer unberührt von sämtlichen menschlichen Idealen und Zukünften. Indem ich aber anfing, den Regenwald unter dem Paradigma vom Wald des warmen Regens zu betrachten und ihn als eigentlichen Lebensraum der Menschheit und des Lebens überhaupt zu sehen, beraubte ich den Regenwald auch noch seiner zweiten, wesentlichen, Unberührtheit - und, was noch viel entscheidender ist: ich nahm der Zivilisation damit ihre naive Unschuld und alternativlose Unangreifbarkeit.

Montag, 24. September 2012

Der perfideste Job

Den perfidesten Job haben immer die sogenannten Regierungs- und Unternehmenssprecher inne, diese Zombies, die keinerlei eigene Meinung haben und keine eigene Meinung haben dürfen, aber immer schön das herunterbeten müssen, was andere ihnen gesagt haben. Die wirklich erfreulichen und emotionalen Momente übernehmen übrigens die über ihnen stehenden Denker selbst, nur die kritischen und nüchternen Nachrichten bringen die Sprecher unters Volk und sind dabei optisches Aushängeschild und Schlägertrupp in einem. Mal ehrlich: Wünscht sich jemand, so etwas zu werden? Wie bereitet man sich auf seinen Job vor? Und was davon erzählt man abends seiner Frau?

Nichts begriffen

Viele Menschen geraten in Ekstase, wenn sie sich im Einklang mit der Musik bewegen - und ich begreife noch nicht einmal den Ausdruck, was es bedeutet, sich gemäß einer bestimmten Sache zu 'bewegen'...

Mittwoch, 19. September 2012

Meinungsfreiheit und Pressefreiheit

Die in Deutschland praktizierte Form der Pressefreiheit ist, wenn nicht das Gegenteil, so doch zumindest die Karikatur der Meinungsfreiheit.

Sonntag, 16. September 2012

Theodizee

Die Bedeutung der Theodizee-Frage liegt weniger darin, dass ich an der Theogizee-Frage leide als vielmehr darin, dass ich - leide.

Überlebenstraining

Die Existenz eines auch nur irgendwie gearteten Überlebenstrainings zeigt in zweifacher Hinsicht unser abgründiges Maß an Zivilisiertheit. Auf der einen Seite verdeutlicht es, dass wir uns scheinbar schulen lassen müssen, um uns in (einer Simulation) der Natur auf einem so primitiven Niveau zurechtzufinden, dass wir überhaupt überleben können. Auf der anderen Seite zeigt es unser falsches, negativ-romantisches, Verständnis von der Natur als einem Ort, in dem der Mangel vorherrscht, während wir doch schon seit Nietzsche wissen, dass das Überleben eher ein Nebeneffekt einer erfolgreichen Art zu leben ist.

Montag, 10. September 2012

An die Volksvertreter

Gewaltenteilung oder Gewalt!

Donnerstag, 12. Juli 2012

Hochzeit und Zeitgeist

Es gibt Momente, da möchte man allein schon deshalb nur ein einziges Mal heiraten, damit man dem Zeitgeist eins auswischen kann.

Körperbeherrschung

Mentale Erschöpfung ist immer auch eine Folge der Widersprüche, die ich lösen muss und nicht lösen kann, wenn ich mich in Körperbeherrschung übe.

Körper und ich

Nicht ich schleppe einen Körper mit, sondern ein Körper schleppt mich mit.

Am Ende

Am Ende: Ich habe den Körper an's Ende gedacht.

Montag, 2. Juli 2012

Die Welt ohne Soziologie

Ich träume von einer Welt, in der es keine Soziologie mehr gibt. Denn keine einzige Studie endet mit den Worten: "Die Versuchsanordnung war perfekt, aber unsere Sorgen waren unberechtigt. Es brauchen und sollten keine weiteren Studien zum Thema durchgeführt werden."

Freitag, 29. Juni 2012

Das Selbstverständliche: Bewegung als Belastung

Wer wenig isst, um abzunehmen, macht sich nicht freier, sondern abhängiger - denn er wird auch weiterhin wenig essen müssen, wenn er erst einmal dünn ist. Einfacher und gesünder ist es, mehr Bewegung zu wagen, sofern man sie nicht als Belastung empfindet...

Onlinerollenspiele und Regenwald

Ich denke, das Wohltuende an Online-Rollenspielen ist weniger, dass man sein kann, wer man sein möchte - dies ist durch die Charakterauswahl oftmals ziemlich begrenzt -, sondern dass erstens Frustrationserlebnisse dadurch vermieden werden, dass man nur genau das kann, was man können muss; also durch Kompetenzlernen zum intelligenten Roboter, und dass man zweitens vor allem den Anderen ihre Rollen nicht missgönnt; also eine Wohlfühl-Isolationshaft in der Matrix. Insgesamt klingt das ein bisschen wie der Wald des Warmen Regens, aber nur ein bisschen.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Unwort des Jahrhunderts

Der Ausdruck "religiöse Pflicht" könnte unter aufgeklärten Menschen (ob sie sich nun als religiös verstehen oder nicht) zum Unwort des Jahrhunderts werden.

Zu den Voraussetzungen und Grenzen eines selbstbestimmten Lebens

Es ist eine Aufgabe des Jugendlichen, dass er erwachsen wird; und im besten Fall führt er danach ein selbstbestimmtes Leben mit selbst gesetzten Herausforderungen, Zielen und Siegen.
Voraussetzen muss man dabei folgende Dinge:
1. Die Menschen sind potenziell fähig, zur Freiheit zu gelangen.
2. Die Menschen sind potenziell willig, zur Freiheit zu gelangen.
3. Eine Gesellschaft, in der jeder Einzelne sein Ziel erreicht hat. ist potenziell möglich.
Vermutlich stecken genug Fähigkeiten in jedem Menschen, um wirklich frei zu sein, jedoch ist es von so wenigen Menschen gewünscht, dass viele angepasst durchs Leben gehen und möglicherweise gar nicht merken, dass sie noch viel mehr Freiheit gewinnen könnten. Würde aus solcher Freiheitshoffnung jedoch tatsächlich bei allen Menschen Realität, so hätte man sich noch zu fragen, ob dabei nicht unsere gesamten Konventionen den Bach runtergehen würden. Allerdings zeigt sich weltweit zur gleichen Zeit, dass unreflektierte, überkommene Traditionen irgendwann immer zu Grunde gehen und dadurch den Weg frei machen für die Eigenverantwortlichkeit der Menschen. Man kommt im Grunde gar nicht umhin, die Meinung zu vertreten, dass Freiheit und (Werte-)Gemeinschaftlichkeit sich gegenseitig nicht nur nicht ausschließen, sondern sogar wechselseitig bedingen. Ebenso gründet sich der langfristige Wohlstand einer freien Welt nicht auf der Ausbeutung abhängiger, weit entfernter Menschen, sondern gerade auf dem Lockruf der Freiheit, der unaustilgbaren Verheißung zur Selbstbestimmung, also dem Gegenteil des Kulturimperialismus.
Begrenzt wird das Ganze natürlich - leider - durch die Unfähigkeit des Menschen ewig zu leben. Zeugung und Erziehung von Kindern sowie Pflege der Kranken, Schwachen und Alten hat nämlich einen so (selbst-)verpflichtenden Charakter, dass dabei die individuelle Freiheit des Erwachsenen auf der Strecke bleiben kann, so dass so mancher sich gerne in eine vermeintlich freie Phase der Post-Adoleszenz hinein flüchten möchte...
Die entscheidendes Grenze daran ist aber schließlich noch die Freiheit selbst. Denn unabhängig davon, ob alle Menschen frei sein können oder wollen bzw. ob eine solche Gesellschaft funktionieren könnte, wäre damit immer noch nicht gesagt, ob der Mensch sich damit selbst etwas Gutes tun würde. Er könnte nämlich selbstbestimmt und auch mit sich selbst versöhnt sein, ohne aber zu merken, wie sehr er sich dabei noch angelogen hat. Die Geschichte hat genug Beispiele dafür geliefert, vorerst und gerade in dieser Zeit pessismistisch zu sein. Die größten von Menschen verursachten Katastrophen nämlich erklären sich zuletzt immer aus einem Scheitern der Freiheit - nicht aus der Freiheit selbst.

Um nicht missverstanden zu werden: Es handelt sich bei diesen Ausführungen trotz aller Fragwürdigkeiten um eine Würdigung des wirtschaftlichen, politischen und moralischen Liberalismus und um eine Wertschätzung der persönlichen Entscheidung zur Selbstbestimmung. Und wer weiß, vielleicht bleibt ja wider den Pessimismus zu hoffen, dass der Mensch im Sinne der Selbstbestimmung schließlich auch den Körper nicht außen vor lässt, um zu einer Freiheit zu gelangen, die nicht mehr angezweifelt werden muss, die nicht mehr scheitern kann?

Mittwoch, 20. Juni 2012

Strafe und ihre Folgen

"Die Strafe hat den Zweck, Den zu bessern, welcher straft, – das ist die letzte Zuflucht für die Vertheidiger der Strafe." - Was für eine paradox-perfide Art, den Bestrafungsgedanken nachhaltig zu diskreditieren. Denn für den Bestraften hat sich die Wirkungslosigkeit der Strafe anscheinend schon erwiesen, jetzt wird auch noch unterstellt, dass der Strafende im Vollzug seiner Tat vom Besseren überzeugt werden kann. Wie aber sähe dieses Bessere aus; soll der Bestrafende auf seine Moralität verpflichtet werden oder soll er erkennen, dass Strafe für den Bestraften sinnlos ist und deshalb damit aufhören, auch wenn er selbst etwas dadurch lernen könnte, nämlich dass Böses negative Konsequenzen nach sich zieht? Und wie kommt man überhaupt auf den Gedanken, dass man straft um des Bestraften willen? Muss Strafe eigentlich immer einem moralischen oder einem anderen, funktionalen Zweck dienen? Und wie könnten wir alle möglichen Folgen auch nur erahnen? Wir wissen heute weder, was wir dem Einzelnen oder den anderen Menschen Gutes tun, wenn wir strafen, noch, was wir dem Einzelnen oder den anderen Menschen Gutes tun, wenn wir nciht strafen. Könnte es nicht eine Art von Leben geben, in der man sich nicht zwischen Strafen und Nicht-Strafen entscheiden muss, und wo man deshalb alle Folgen überblickt, weil nichts folgt?

Lob und Tadel

"Im Lobe ist mehr Zudringlichkeit als im Tadel." - Um so zu fühlen, bedarf es einerseits wohl eines sehr großen Bedürfnisses nach eigener Anerkennung und Liebe und andererseits einer nicht zu unterschätzenden Unkenntnis darüber, was Würdigung bedeutet, bedeuten kann. Es zeigt auch, dass man die anderen lieber für ihre Fehler als für ihre zufälligen Wahrheiten entschuldigen möchte, da man die Dummheit als Regel begreift. Und trotz alledem kann ich verstehen, was du fühlst, wenn du immer mehr siehst, mehr sehen musst, und du deshalb allein bist...

Montag, 18. Juni 2012

Diskurshoheit

Die Diskurshoheit hat derjenige, der entscheidet, was als Ressentiment zu gelten hat.

Vom Wert des Fetisch

Der Wert des Fetisch besteht darin, dass uns die Wahrheit wie ein Schlag trifft, sobald er ausreichend bedient wurde.

Die (Ver-)Ortung des Himmels (theologisch)

Es gab in der Katholischen Theologie einmal eine Zeit, als der Mensch von Natur aus sündig und zugleich unfähig war, aus eigener Kraft dieser Vergeblichkeit seines Lebens zu entfliehen. Das Dieseits war dem Vergehen preisgegeben und der Himmel war der Ort des Ewigen und Vollendeten.
Dann aber kamen die Religiosnkritiker und haderten mit der Unterbewertung des Diesseits von Seiten dieser dualistischen Theologie. Die Zeiten änderten sich, Aufklärung und Wohlstand machten sich in der westlichen Welt breit und selbst die Katholische Kirche hatte sich - einerseits durch die in Mord und Totschlag endenden, verhängnissvollen Irrfahrten der an die Macht gekommenen Links- und Rechtstotalitären und andererseits durch den nun wieder demokratischen Fortschrittsoptimismus - auf die Fahnen geschrieben, diese Welt in ihrem reinen Dasein positiv zu bewerten und sich für das Heil der Menschen bereits in dieser Welt zu interessieren.
Die eindeutige Übertreibung der innerweltlichen Hoffnung, trotz 100%iger Sterblichkeitsrate des Menschen, führte theologisch dazu, dass man in der Bibel fortan nur noch die Stellen las, welche auf ein gutes Leben in dieser Welt hinweisen, auf das Anbrechen des Gottesreichs im Hier und Jetzt, vom Beginn der Erlösung mit dem Kommen Christi etc. etc. - Leider unterschlug man in der Folge alles, was vom (irrationalen) Zorn Gottes, von den Gerichtsankündigungen Jesu oder gar seinem Kreuzestod berichten konnte.
Kluge Theologen erkannten natürlich, dass eine reine innerweltliche Erlösungshoffnung biblisch nicht haltbar ist, also nahm man diese Welt nunmehr einerseits als Vorwegnahme und Vorbote des Himmels und andererseits als nachzuzeichnende Spur, als Prozess des Erlöstwerdens hin zum göttlichen Erlöstsein. Endlich hatte man den passenden Weg gefunden, die scheinbar widersprüchlichen Ansprüche einer staurologischen und einer eschatologischen Soteriologie zusammen zu denken.
Heute gibt sich die Theologie über sich selbst weitestgehend aufgeklärt: Man weiß von der radikalen Differenz Gottes zu unseren Aussagen über ihn und preist die eigene Theologie als "negativ". Indem man auf eine raumzeitlich-verobjektivierende Eschatologie verzichtet, gewinnt man endlich den metaphorischen Blick zurück, welcher mit Begriffen wie Paradies, Hochzeit, Himmel die zu erwartende Lebensfülle ausdrückt, und betont im Sinne der Nähe Gottes vor allem seine Personalität.
Konsequent zu Ende gedacht, führt das allerdings lediglich dazu, dass unsere Probleme bezüglich der Konkretion des Himmels nur verschleiert statt gelöst werden: Denn wir wollen Gott doch wenigstens zugestehen, dass er tatsächlich vollständig für Erlösung sorgt und unsere Grenze, den eschatologischen Vorbehalt, überschreitet, damit wir ihn überschreiten können. Es ist hart für alle, die diese Welt sehr erträglich finden, zu hören, dass unser negativer Versuch, das Gottesreich unter einem Vorbehalt zu denken, selbst noch keine Vollendung verbürgt und zum bloßen Selbstzweck statt zum eigentlichen Ziel aller Erlösung mutiert, wenn man den radikalen Abbruch dieses Lebens unbetont lässt. Es könnte nämlich sein, dass da, wo wir uns Gott am nächsten wähnen, vielleicht der Ort der größten Gottesferne ist. - Negative Theologie, die die konkreten, physischen Begrifflichkeiten bezweifelt und allein der personalen Metaphorik vertraut, ist immer auch ein Symptom einer wohlgenährten, saturierten, dekadent gewordenen Theologie.
Was gilt es also zu tun, wenn man dem Wert der negativen Theologie sowie der rein metaphorischen Sprechweise misstraut und sich gleichzeitig zutraut, mehr über Gott und sein Reich zu sagen als hilfloses Gestammel? - Man muss die gesamte Eschatologie darauf hin untersuchen, wo es raumzeitliche Elemente gibt, die an Gehalt verlieren, wenn man sie als reine Metaphern auslegt. Körper, Fegefeuer, Materie, Himmel, Hochzeit, Festmahl, Paradies, neues Jerusalem, Leibhaftigkeit der Auferstehung sollte fast schon das gesamte Spektrum abdecken.
Außerdem sollte man sich klar machen, dass wir hinsichtlich der Selbstoffenbarung Gottes doch aus gutem Grund immer wieder betonen, wie sehr Gott sich selbst mitteilen wollte. Dann verweisen wir darauf, dass Gott sich nach allem Rücken-Zuwenden endlich offen gezeigt hat und der Mensch endlich gewisse Kenntnis über Gott haben kann. Oder es wird doch wieder betont, dass auch diese Offenbarungen selbst noch wieder Teil einer Überlieferung sind und das Erkenntnisvermögen des Menschen selbst noch Zweifel aufwirft und wir auch diese "absolute Erkenntnis" negativ theologisch bewerten sollten. Dazu muss aber gesagt werden, dass ersteres darauf verweist, dass tatsächliche unbezweifelbare Erkenntnis über Gott möglich ist und man somit auch in der Frage des Himmels nicht vor unlösbaren Problemen steht. Letzteres dagegen muss kritisiert werden als falsche Form des Zweifelns, da es auch dazu führen könnte zu sagen, dass wir Gott auch negativ theologisch letztlich gar nicht nahe kommen können. Die negative Theologie trägt hier also den Keim der Selbstaufhebung in sich.
Um Gott und dem Menschen gerecht zu werden, sollte also nicht nur die Menschwerdung Gottes für selbstverständlich erachtet werden, sondern auch die Gottwerdung des Menschen, wenn das Sich-Zeigen Gottes wiederum nicht nur Verwirrung unter den Menschen stiften wollte.
Nötig ist daher eine konsequent vorangetriebe (Ver-)Ortung des Himmels mit allen Mitteln der Vernunft, die bisherige Denkverbote umschifft und sich wieder aus der Deckung wagt. Damit kann man vielleicht einen größeren Gewinn erreichen, als wenn man dogmatisch immer nur vor zu starken Dogmen warnt. Jesus selbst warnte in einem Gleichnis bereits davor, aus Angst vor einem Scheitern gar nichts zu tun.
Mt 25,14-30
(14)Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; (15)dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort. (16)Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. (17)Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu. (18)Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn. (19)Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. (20)Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen. (21)Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! (22)Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere gewonnen. (23)Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! (24)Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wußte, daß du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; (25)und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine. (26)Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wußtest du, daß ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? (27)Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. (28)Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. (29)Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. (30)Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern.
--- Diese, meine Frontstellung zwischen Himmel und Erde musste ich so aufbauen, weil mir nichts unerträglicher war als eine die Wirklichkeit halbierende, sich selbst nicht ernstnehmende, weichgespülte christliche Innerweltlichkeit, die auf der einen Seite das Ganz-Andere nicht mehr wahr-haben will und auf der anderen Seite die Zeichen der Zeit nur noch mitvollzieht, ohne sie auch nur ansatzweise zu reflektieren. Ich nahm Gottes einzigartiges Erlösungshandeln explizit gegen die menschliche Selbstanmaßung, immer zu wenig zu können und sich damit gut zu fühlen, in Schutz. Heute ist mir noch klarer geworden, welches Konfliktpotenzial darin steckt, wenn man, so aufgeklärt wie man ist, darauf besteht, sowohl den faktischen als auch den erlösten, vollkommenen Menschen so gut wie möglich darstehen lassen zu wollen; schließlich muss man immer gegen seine Neigungen entweder die Nähe von Himmel und Erde betonen oder andererseits gegen seinen Willen den Dualismus verteidigen. Genau diesem Dilemma jedoch entgeht der Wald des Warmen Regens, wenn er - ohne explizit kultur- und geistkritisch werden zu müssen - das optimale, eigentliche, körpernde Leben als hier auf der Erde möglich durchbuchstabiert und sich radikal am Erfolg messen lässt.
Nichtsdestotrotz wäre es der Theologie zu wünschen, wenn sie einen Don Quichote hätte, der es versuchen könnte, die (Ver-)Ortung des Himmels auf die Spitze zu treiben und erst nach einer Reihe von Verdiensten um die Reinigung der Eschatologie vor die letzte Wand zu stoßen, die sich beim Körper bzw. der Leiblichkeit der Auferstehung auftut. Ich kann das nicht.

Von der Unmöglichkeit des Atheismus

Was ich der heutigen Theologie nicht verzeihen kann, ist die Tatsache, dass sie ihre Schranken so butterweich und durchlässig gemacht hat, dass sie fast die gesamte Anthropologie, Kosmologie und Ökologie vereinnahmen konnte und es einen intellektuell redlichen, sich selbst so verstehenden Atheismus im Grunde gar nicht mehr geben kann. Sei's drum, dass man das 21. Jahrhundert schon zum Jahrhundert Gottes ausgerufen hat und man sich in Bezug auf Gott alles erlauben kann - im Sinne Gottes kann das zuletzt aber allemal nicht sein. Die Vernunft muss schließlich nicht ihr Verhältnis zum Glauben klären, sondern umgekehrt. Und schon ertappe ich mich dabei, wie ich die Kirche und sogar die Islamisten gegen die Theologie rechtfertige - um den Atheismus, den Vernunft- und Sprachgebrauch, der nicht von selbst auf Gott verweist, zu retten.

Über den Körper reden

Vom Wald des Warmen Regens zu schreiben bedeutet zum Körpern zu 'animieren'.

Donnerstag, 24. Mai 2012

Zur Selbstverletzung

Könnte man sich wirklich absichtlich selbst weh tun, so hätte es noch niemand gemacht. - Der Leidtragende ist immer der selbe, der Körper.

Montag, 14. Mai 2012

Die gesamte Geschichte der Auseinanderung der Theologie mit dem Körper in drei Sätzen

Würde die Philosophie oder Theologie wirklich daran 'arbeiten', dem Körper in Zukunft einen würdigeren 'Ort' zuzuweisen, dann könnte man historisch-verklärend sagen, dass es um der Durchbrechung des cartesianischen Gegensatzes von res cogitans und res extensa willen eine zukünftig zu überwindende Tendenz gab, die Leiblichkeit auf Kosten der bloß physischen Körperlichkeit aufzuwerten. Folglich wird man sich aktuell nun klar, dass Leiblichkeit und konkrete Körperlichkeit keine Gegensätze, sondern untrennbar miteinander verwoben sind, so dass im nächsten Schritt nicht nur Handbewegung und Sprachfähigkeit als körperliche Merkmale deklariert werden sollten, sondern auch (sportliche) Bewegung und sogar Sexualität. Es wäre danach (unter Absehung aller Paradoxien) nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die übrige natürliche Beweglichkeit in konkreter Räumlichkeit als uneingeschränkter Teil des Leibes gelten könnte, sogar im Himmel.

In drei Sätzen ist hier die gesamte Geschichte zwischen Theologie und Körper erläutert. Dabei ist dieser Ausblick auf die Zukunft das maximal Mögliche, was mit einigem Wohlwollen noch erreicht werden kann - und der Wald des Warmen Regens wird auch dann noch so weit weg sein wie jetzt.

Montag, 16. April 2012

Zwei Seiten der Ablehnung

Meine Ablehnung des Unbewusst-Gewollten richtet sich speziell gegen die nachträgliche Rechtfertigung dessen, was jemand unbewusst will: er erfindet später immer wieder neue Gründe, obwohl er eigentlich keine hat. Passend dazu sagt man, dass man im Religionsunterricht niemanden missionieren, sondern zum kritischen Reflektieren animieren wolle. Sogar ein reflektierter Atheismus sei besser als ein unbewusster Glaube. Diese Bewertung ist allerdings ebenfalls abzulehnen: Oder sind unbewusst eingehaltene Gesetze wirklich weniger wert als ihre bewussten Übertretungen? Manche empfinden gerade dies als Kitzel. Selbst der Kinder-Vergewaltiger zieht noch einen Großteil seiner Lust aus der Freude an der Übertretung - weshalb das entsprechende Gesetzesverbot aber noch lange nicht abgeschafft gehört.
Ein blinder Glaube taugt also ziemlich wenig und ein reflektierterer Glaube gewinnt seinen Reiz vor allem durch diejenigen, die es nicht besser wissen. Ein vollständig selbstkritischer, reflektierter Glaube, der sich vielleicht sogar bewusst auf die Kontingenz und gleichzeitig den Placebo-Effekt einlässt, wäre zuletzt aber auch ein vollkommen individualisierter und privatisierter Glaube; irgendwo gefangen zwischen Allwissenheit und bewusster Selbsttäuschung fehlen ihm schließlich womöglich alle Gründe um überzeugen zu können - sei es sich selbst oder andere. Dann wird er dementsprechend vom Sprung des Glaubens, vom Wagnis, vom Bezeugen, vom Angehen-Lassen, vom Hineinfallen, vom reflektierten Nicht-Wissen und vom bewussten Offenhalten der letzten Fragen philosophieren und wird sich dabei verdammt clever vorkommen. Aber er ist nur ein weiter Stümper, der auf Gottes Vergebung hofft, gerade weil er weder alles wissen noch alles bloß glauben wollte. Aber dieser 'Mittelweg' ist auch nur eine letzte Zuflucht der Theologen und man darf gespannt sein, wie lange es braucht, bis sie endlich den Körper körpern lassen - und zwar nicht als Übertretung ihrer eigenen Lehren, sondern 'alternativlos'.

Dienstag, 10. April 2012

Das ist mein Körper!

Wenn ich den Satz "Das ist mein Körper!" betonend und sogar rechtfertigend spreche, dann möchte ich im allgemeinsten Fall einen fremden Anspruch und Zugriff auf eben meinen Körper abwehren.
Dabei kann einerseits der Vorwurf lauten, dass man den Körper nicht beachtet oder ihn schlecht behandelt, so dass man dann ausdrücken will, dass es den Anderen nichts angehe, da es ja der eigene Körper sei und man damit umgehen könne, wie man selbst wolle. Diese Reaktion offenbart ein objektivistisches Verständnis vom Körper, man sieht in ihm mehr Oberfläche als Inhalt. Dies drückt sich häufig auch darin aus, dass man die Dinge, die man an sich trägt, mit sich selbst identifiziert, während der bloße Körper etwas Fremdes oder sogar Abstoßendes ist.
Andererseits kann auch die Kritik von diesem objektivistischen Verständnis des Körpers ausgehen, so dass man dem Anderen sagt, er solle doch die übertriebene Rücksicht auf den Körper sein lassen. Dieser könnte dann mit seinem selbstsorgerischen Konzept des Körpers erwidern, dass es wichtig sei, den Körper zu würdigen, da der Körper ja unverrückbar zu ihm gehöre.
Die Betonung liegt in beiden Fällen auf dem Personalpronomen "mein", einmal in Form des ausreizenden und aufzehrenden Besitzens und einmal in Form einer komplexen Art und Weise der Selbstsorge. Was man allerdings gewinnen kann, wenn man die Betonung vom Personalpronomen auf das dazugehörige Substantiv verschiebt, wird beiden nicht klar, da sie "Körper" entweder für einen primitiven, selbstverständlichen oder für einen zu komplexen Begriff halten, so dass man nicht weiter nach ihm fragen müsse und hemmungslos selbst auf ihn zugreifen könne.
Der Körper jedoch ist das Leben schlechthin und - um es mit einiger Fragwürdigkeit zu sagen - heute (solange die Zeit läuft) eine Kriegserklärung an jede Vernunft und später (in der echten Gegenwart) ein Frieden für und unter seinesgleichen.

Montag, 2. April 2012

Ein Einwand?

Ein gar nicht mal so dummer Einwand könnte lauten:
Der Mensch entkommt mit seinen Absichten zum Glück dem "klaren Verstand", weil der klarste Verstand der reine Geist wäre und dieser nicht im Sinne des Autors sein könne. So wie es den Verstand nur im Zusammenhang mit "der Welt" geben kann, so dürfe man auch den Körper nicht zum "natürlichen Körper" abstrahieren, sondern müsse ihn immer kontextualisiert, als in Körperpraktiken eingebunden, betrachten.
Wenn man darauf antworten müsste, so könnte man sagen, dass der reine Geist tatsächlich die Abstraktion schlechthin wäre. Stattdessen aber ist er wie sein Gegenteil schon eine Ersatzbefriedigung für den gerade nicht klaren Verstand, welcher ansonsten mit der Infragestellung seiner selbst und der Würdigung des Körpers konfrontiert wäre. Der Körper aber kommt im Wald des Warmen Regens, wo er nicht um des Verstandes willen in Rollen gepresst wird, zum ersten Mal wirklich als Teilnehmer der Wirklichkeit vor, er ist dort - im Widerspruch zum Solipsismus-Vorwurf - Körperpraxis schlechthin. Euch fällt diese "Verwendung" des Körpers nur nicht auf, weil...

Dienstag, 27. März 2012

Außenansichten

Der Wald des Warmen Regens ist zwar voll mit Körpern, aber die Aufnahmen des Regenwaldes durch Google Street View sind nur Außenansichten.

Mittwoch, 14. März 2012

Weitergabe der Frohen Botschaft

Glaubst du, dass Raucher anderen Leuten eine Zigarette anbieten, weil sie ihnen etwas Gutes tun wollen?

Freitag, 9. März 2012

Der etwas andere Todesstoß

Die Frage ist nicht mehr, ob die "erneuerbaren Energien" zu Grunde gehen, sondern ob Fukushima - anders als gedacht - der Auslöser des Niedergangs oder nur sein Katalysator war.

Freitag, 3. Februar 2012

Wie die Theologie den Körper entdeckt...

Morgendämmerung der Theologie: Sie beginnt, die Fehler zu machen, vor denen ich - warne!