Dienstag, 10. April 2012

Das ist mein Körper!

Wenn ich den Satz "Das ist mein Körper!" betonend und sogar rechtfertigend spreche, dann möchte ich im allgemeinsten Fall einen fremden Anspruch und Zugriff auf eben meinen Körper abwehren.
Dabei kann einerseits der Vorwurf lauten, dass man den Körper nicht beachtet oder ihn schlecht behandelt, so dass man dann ausdrücken will, dass es den Anderen nichts angehe, da es ja der eigene Körper sei und man damit umgehen könne, wie man selbst wolle. Diese Reaktion offenbart ein objektivistisches Verständnis vom Körper, man sieht in ihm mehr Oberfläche als Inhalt. Dies drückt sich häufig auch darin aus, dass man die Dinge, die man an sich trägt, mit sich selbst identifiziert, während der bloße Körper etwas Fremdes oder sogar Abstoßendes ist.
Andererseits kann auch die Kritik von diesem objektivistischen Verständnis des Körpers ausgehen, so dass man dem Anderen sagt, er solle doch die übertriebene Rücksicht auf den Körper sein lassen. Dieser könnte dann mit seinem selbstsorgerischen Konzept des Körpers erwidern, dass es wichtig sei, den Körper zu würdigen, da der Körper ja unverrückbar zu ihm gehöre.
Die Betonung liegt in beiden Fällen auf dem Personalpronomen "mein", einmal in Form des ausreizenden und aufzehrenden Besitzens und einmal in Form einer komplexen Art und Weise der Selbstsorge. Was man allerdings gewinnen kann, wenn man die Betonung vom Personalpronomen auf das dazugehörige Substantiv verschiebt, wird beiden nicht klar, da sie "Körper" entweder für einen primitiven, selbstverständlichen oder für einen zu komplexen Begriff halten, so dass man nicht weiter nach ihm fragen müsse und hemmungslos selbst auf ihn zugreifen könne.
Der Körper jedoch ist das Leben schlechthin und - um es mit einiger Fragwürdigkeit zu sagen - heute (solange die Zeit läuft) eine Kriegserklärung an jede Vernunft und später (in der echten Gegenwart) ein Frieden für und unter seinesgleichen.

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