Samstag, 30. Oktober 2010

Das Ende aller Verschönerung

Dies geht an meine Freunde, meine Freundin und alle, die sich mit den Gedanken von mir in irgendeiner Weise auseinander setzen:

Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus:
"6.51 Skeptizismus ist nicht unwiderleglich, sondern offenbar unsinnig, wenn er bezweifeln will, wo nicht gefragt werden kann."

Und parallel dazu mein Satz:
Verschönerung ist nicht unwiderleglich, sondern offenbar unsinnig, wenn sie verschönern will, wo nicht verschönert werden kann.

Versteht ihr das? In dem Augenblick, wo ich mich nicht mehr rechtfertigen muss für meine Art von Lebendigkeit, da kommt das Denken, das gute Gewissen, der Selbstzweifel, das Ausbalancieren des Mittelwegs sowie jedes Anders-Sein-Wollen des Menschen immer schon zu spät. Dies ist das Ende aller Verschönerung. Dann wurden aus Opfern Ex-Opfer.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Sprüche (14)

Ich wehre mich dagegen, mich in verschiedene Rollenmuster einzusortieren. Dabei wäre es doch so einfach, wenn ich es machen würde wie jeder andere: Sich Leute zu suchen die ähnliche Rollen in ähnlicher Weise ausfüllen. - Tussis können nicht ohne ihre Rivalinnen, sie stacheln sich nämlich gegenseitig zu immer besserer Schauspielerei an.

Eine Stufe der Erlösung: Auf der Seite des Guten genau so viel oder noch mehr für möglich zu halten wie auf der Seite des Bösen.

"Lebendigkeit ist der Sinn des Lebens." Darin sind sich alle einig. - Ich jedoch habe ganz neu definiert, was Lebendigkeit ist. Also folgt mir oder setzt eure eigene Definition dagegen, ich warte...

Wie würde man eine Theologie nennen, die sich gegen die "Theologie nach Auschwitz" wehrt? - "Theologie nach Christus" vielleicht...

Das Glück der Dummen

Eine Seite ihres Glücks:
Sich selbst das mit gutem Gewissen antun zu können, was ihnen zuvor nicht passte, als es ihnen andere Leute angetan haben. ["Ich mach das ja aus mir selbst für mich selbst!" (Willkür in der Gut-Böse bzw. Schön-Hässlich-Unterscheidung etc.)]

Eine andere Seite ihres Glücks:
Etwas generell als schlecht zu bewerten, wenn es andere tun, aber für sich persönlich die harmlosere Ausnahme gerechtfertigt zu haben. ["...aber heute gönne ich mir das mal..." bzw. "...aber jetzt muss das einfach sein..." bzw. "...etwas wird wohl nicht so schlimm sein..."]

Wieder eine andere Seite ihres Glücks:
Etwas als notwendig und unverzichtbar für eine gewisse Situation zu erachten. ["Das gehört einfach dazu!"]

Und wieder eine andere Seite ihres Glücks:
Immer noch auf seiner vertrauten Realität zu beharren, selbst wenn gute Argumente für etwas anderes sprechen. ["Das gehört einfach zu mir!" bzw. "Das bin einfach ich!" bzw. "So bin ich halt!" bzw. "Versuch nicht mich zu verändern!"]

Zuggespräche (3+4)

Die absolute Höchststrafe, wenn sich zwei Frauen/Mädls als Wächter von Sitte und Anstand aufführen, aber nicht merken, dass sie eigentlich nur lästern:
"Bei der find ich das so schrecklich: Am ganzen Körper nur Marke, Marke, Marke, Marke - bei einer einzelnen Sache ist das ja noch schön, aber..."

Am gleichen Tag erlebte ich auch noch eine ca. 10jährige, die auch wieder das moralische Gewissen gab, ohne irgendetwas Anstößiges darin zu erkennen:
"Schau da nicht so offensichtlich hin..."
Was soll ich dazu sagen, außer dass sie diesen Satz - Tabuisierung einer bestimmten Handlungsweise - bestimmt nicht selbst erfunden hat, weil ihr Geist erwacht ist, sondern eher weil ein Erwachsener so lange auf dieses kleine Wesen moralisch eingeprügelt hat, bis es selbst den gleichen Fehler macht, nämlich anderen die Moral vorzugeben.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Der Körper: Schönheit und Ex-Opfer (Update)

1 Verschönerung ist das Gegenteil von Schönheit und nicht ihr Superlativ.
1.1 Für Verschönerung muss man sich für verschönerbar halten, also hässlich finden.
1.2 Je mehr man an Verschönerung glaubt, desto mehr glaubt man tun zu müssen, um zur Schönheit zu gelangen – aber so kommt man niemals bei ihr an.
1.3 Auch die Schönheit eines Objektes „an sich“ im willenlosen Anschauen (z.B. Sonnenuntergang) ist noch Verschönerung, weil man sich selbst noch nicht als Maß aller Schönheit erkannt hat.
1.4 Wenn man sich jedoch als wollendes, schaffendes, unsteigerbar schönes Lebewesen auf die Welt einlässt und sich unbedingt angehen lässt, wird man viele unsteigerbar schöne und großartige Dinge erleben.
1.5 Wer sich selbst für die Welt öffnet, der gewinnt seine persönliche Freiheit aus der Nähe zu seinen Mitmenschen, der verschenkt umsonst Freiheit, wie er sie zuvor umsonst erhalten hat, der hat unheimlich viel Liebe zu geben, der vergibt und bereut, der versöhnt die Menschen und würdigt jeden Moment als Höhepunkt des Lebens.
1.6 Wer für sich die Liebe mit handelnden Händen entdeckt hat, der setzt immer wieder neu einen neuen, unverbrauchten Anfang, der macht, dass jeder Tag zum ersten Tag der Schöpfung wird.
1.7 Wir bewundern Kinder und halten alle ihre Spiele für lebendig und höchst angemessen, und wir brauchen das Kind in uns selbst dabei nicht vergessen oder verleugnen.
1.8 Wer sich nämlich laufen und rennen lässt, dem werden alle seine Handlungen und Erfahrungen als so schön und so reich erscheinen, dass er sich damit allen möglichen Drogen und Verschönerungen uneinholbar überlegen weiß und abends aus besseren Gründen totmüde ins Bett fällt.
1.9 Der Körper, als eine Vorfreude auf höhere Freude, als ein Vorgriff des Lebens auf den Wald des Warmen Regens schon in dieser zivilisierten Welt, ist: Klettern auf einen Baum, Schwimmen in einem See, Buddeln am Strand, Barfuß-Rennen auf einer Wiese, Purzelbäume machen, Bergsteigen, Spazierengehen in der Mittagshitze oder in der Dämmerung, Früchte pflücken, Trinken aus einem Bach, Sex haben
2 Aus Opfern werden Ex-Opfer.
2.1 Durch meinen Blick auf meine letzte Abhängigkeit und Endlichkeit bekomme ich den Hang, die Wirklichkeit endgültig mit meiner Denkbarkeit und Wünschbarkeit zu rechtfertigen.
2.2 So sehr ich aber auch mein Leben bejahen will und sogar kann, so sehr bejahe ich doch nur meinen Ja-Nein-Dualismus, meine zuerst überwundene und dann vielleicht mit eigenen Gründen wieder eingeführte Moral, mein gutes Gewissen – und zwar unabhängig vom Inhalt.
2.3 Auch all das, was der Himmel (auf Erden) jemals sein kann, was Gott jemals für den Menschen tun kann, womit Gott den Menschen jemals angehen kann, kann nur anfanghaft Inhalt des Lebens und Schönheit des Körpers vollbringen.
2.4 Denn da jede mögliche Kultur auf eine gewisse Weise immer Opferung und Zurückstellen der eigenen Schönheit und Lebendigkeit und Körperlichkeit bedeutet, bekommt das Leben Inhalt und Schönheit in vollem Maße genau dann wieder, wenn das gute Gewissen und alle Kultur überwunden sind.
2.5 Zwar gab es noch nie ein kulturloses Lebewesen, nicht einmal ein Tier, aber dennoch ist Kultur nur eine kontingente Eigenschaft des Lebens.
2.6 Im Überschwang der vorwegnehmenden Vorfreude schafft man nach und nach die physischen Elemente der Kultur ab, so dass die Menschen immer mehr zum Leben herausgefordert und gefördert werden und die leiblichsten Menschen leben werden.
2.7 Als Konsequenz daraus verschwindet auch noch die Kultur im Kopf, das gute Gewissen, der Zwang zur Bejahung, der Glaube an die eigene Sterblichkeit, überhaupt das Denken, weil das nun entdeckte Leben so reich ist, dass sich das Denken durch sich selbst obsolet gemacht hat, indem es sich von seinem gewünschten Inhalt hat einholen und überholen lassen.
2.8 Damit löst sich endlich die Paradoxie der Frage nach der Würdigung des Körpers, denn der Körper ist: Nicht "präreflexiver Leib", nicht "mein Körper", nicht "interaktives In-Der-Welt-sein", nicht "durch die Seele geformter Leib", nicht "possession", nicht „die Gene“, nicht "die Triebe", nicht "die Sinne", nicht "die Organe", nicht "Ästhetik", nicht „Fitness“, nicht "Hülle" - sondern im Wald des Warmen Regens ist der Körper als das perpetuum mobile des Lebens die unüberholbar maximale (superlativische), nicht mehr selbstvernichtende, nicht mehr selbsterniedrigende, lebendige Vereinigung von Willigkeit und Möglichkeit und Fähigkeit.
2.9 Wald des Warmen Regens, äquatorialer Regenwald, Tageszeitenklima, Essen, Trinken, Laufen, Rennen, Springen, Klettern und Schlafen
3 Solange der Wald des Warmen Regens eine Anschauung, ein Ideal bleibt, so ist er einerseits als (Ver-)Ortung des Himmels auf Erden Vorfreude, Antriebskraft, Hoffnung auf Steigerung der Vitalität schon in dieser Welt sowie kritisches Korrektiv zur Kultur, andererseits aber auch die radikalste Form der Kultivierung, der Selbstopferung, der Entkörperlichung, der Verschönerung, und als Teil meines guten Gewissens Denken par excellence.

Die Abschaffung der Schönheit

Dass ich Verschönerung für das Gegenteil von Schönheit halte, dürfte so ziemlich jedem bekannt sein. Ich möchte aber (mal wieder) verdeutlichen, dass das nicht nur eine dumme Meinung von mir ist.

Der nächste Faschismus wird sich als Antifaschismus tarnen. (Dabei wird er behaupten, dass es ihm um notwendige Gegenwehr geht, aber dann selbst so harte Maßstäbe anlegen, dass Zweifel an ihm eine Todsünde wird.)
Die nächste Form der Rassenhygiene wird sich als Multikulti-Vision tarnen. (Um der Züchtung einer gut gearteten Gesellschaft willen, muss alles Außenstehende assimiliert oder vernichtet werden.)
Die nächste Verschönerungswerbung wird sich als Weg zur Schönheit tarnen.

Strukturell sind alle Sätze identisch. Alle Aussagen befreien den Menschen von verabsolutierenden totalitären Meinungen. Wahrheit lässt sich nicht vereinnahmen, also liegt die Schönheit im Auge des Betrachters. Und gerade im letzten Fall ist die Befreiung auch schon positiver Teil der Gesellschaft geworden: Wo es die Menschen nämlich ablehnen zu sagen, dass sie sich schön machen für andere, da haben sie als Ausweg aus ihrem Dilemma immer noch die Möglichkeit zu sagen, dass sie es für sich selbst tun. Und die Werbung unterstützt sie noch mit der Verlockung, dass man doch endlich seine eigenen, selbst gesteckten Schönheitsmöglichkeiten entdecken solle, um zum eigenen Schönheitsideal zu gelangen.
Aber sie tun es nicht für sich selbst, sondern nur weil sie immer noch auf den Imperativ hören, dass sie zu ihrer eigenen Schönheit finden sollen. Die Schönheitsindustrie ist eben nicht daran interessiert, Bedürfnisse zu befriedigen, sondern zu wecken, so dass man niemals mit sich zufrieden sein kann, niemals bei seiner Schönheit ankommen kann. Man entfernt sich gar noch von sich selbst, wenn man zu sich kommen will, so wie man auch gerade dann besonders radikal ist, wenn man vorgibt gegen Radikalität zu sein.
Also akzeptiert euch endlich, damit sich eure vermeintliche Selbstliebe nicht schlussendlich als Selbsthass entpuppen kann, damit ihr eure Schönheit nicht abschafft. So wie ihr seid, seid ihr genau richtig.
Schönheit ist das Wissen darum, dass man nichts tun braucht und nichts tun kann, um schön zu sein, sondern eben genau so schön ist, wie man eben ist.

Sprüche (13)

Es heißt, die oberflächlichsten Menschen hätten die meisten Freunde. - Ich aber will nicht nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern nach dem größten gemiensamen Zähler suchen. Wer weiß, vielleicht lässt sich der Nenner ja auf diese Art besser wegkürzen...

Ich hätte zuerst Philosophie studieren sollen. dann würde ich jetzt in ihr nicht so eine große geistige Not empfinden...

Dass aus Opfern Ex-Opfer werden, bedeutet, dass man sich nicht mit dem Opfer-Status abfindet, indem man das Opfer-Sein auf den Zustand der Kultiviertheit zurückführt und Kultur nicht als notwendigerweise mit dem Wesen des Menschen Verschmolzenes sieht. Wenn wir klettern statt tanzen und nicht mehr ab- sondern zuschalten, dann sind wir Ex-Opfer.

"Ich tue das 'für mich selbst'!" - das ist entweder redundant oder falsch, da es zum Einen keine selbstlosen Handlungen gibt und es zum Anderen das höchste Mit-sich-versöhnt-Sein bedeutet, sich für unsteigerbar liebenswert zu halten.

Bei einer Präsentation in der Uni kommt es auf den Informationsgehalt des Gesagten und nicht auf die visuellen Effekte an. Darin sind sich alle einig! - Wenn wir uns verschönern, wollen wir jedoch für unsere Ästhetik geliebt werden und merken nicht, dass wir unseren Eigenwert damit gerade geleugnet statt herausgestellt haben.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Das sozialistische Wesen, JvGuB 62

Zuletzt freilich, um solchen Sozialismen auch die schlimme Gegenrechnung zu machen und ihre unheimliche Gefährlichkeit an's Licht zu stellen: - es bezahlt sich immer theuer und fürchterlich, wenn Sozialismen nicht als Züchtungs- und Erziehungsmittel in der Hand des Philosophen, sondern von sich aus und souverän walten, wenn sie selber letzte Zwecke und nicht Mittel neben anderen Mitteln sein wollen. Es giebt bei dem Menschen wie bei jeder anderen Thierart einen Überschuss von Missrathenen, Kranken, Entartenden, Gebrechlichen, nothwendig Leidenden; die gelungenen Fälle sind auch beim Menschen immer die Ausnahme und sogar in Hinsicht darauf, dass der Mensch das noch nicht festgestellte Thier ist, die spärliche Ausnahme. Aber noch schlimmer: je höher geartet der Typus eines Menschen ist, der durch ihn dargestellt wird, um so mehr steigt noch die Unwahrscheinlichkeit, dass er geräth: das Zufällige, das Gesetz des Unsinns im gesammten Haushalte der Menschheit zeigt sich am erschrecklichsten in seiner zerstörerischen Wirkung auf die höheren Menschen, deren Lebensbedingungen fein, vielfach und schwer auszurechnen sind. Wie verhalten sich nun die Sozialismen zu diesem Überschuss der misslungenen Fälle? Sie suchen zu erhalten, im Leben festzuhalten, was sich nur irgend halten lässt, ja sie nehmen grundsätzlich für sie Partei, als Parteien für Leidende, sie geben allen Denen Recht, welche am Leben wie an einer Krankheit leiden, und möchten es durchsetzen, dass jede andre Empfindung des Lebens als falsch gelte und unmöglich werde. Möchte man diese schonende und erhaltende Fürsorge, insofern sie neben allen anderen auch dem höchsten, bisher fast immer auch leidendsten Typus des Menschen gilt und galt, noch so hoch anschlagen: in der Gesammt-Abrechnung gehören die bisherigen, nämlich souveränen Sozialismen zu den Hauptursachen, welche den Typus "Mensch" auf einer niedrigeren Stufe festhielten, - sie erhielten zu viel von dem, was zu Grunde gehn sollte. (...) [W]enn sie den Leidenden Trost, den Unterdrückten und Verzweifelnden Muth, den Unselbständigen einen Stab und Halt gaben und die Innerlich-Zerstörten und Wild-Gewordenen von der Gesellschaft weg in Resozialisierungsmaßnahmen und seelische Zuchthäuser lockten: was mussten sie ausserdem thun, um mit gutem Gewissen dergestalt grundsätzlich an der Erhaltung alles Kranken und Leidenden, das heisst in That und Wahrheit an der Verschlechterung der europäischen Rasse zu arbeiten? Alle Werthschätzungen auf den Kopf stellen - das mussten sie! Und die Starken zerbrechen, die grossen Hoffnungen ankränkeln, das Glück in der Schönheit verdächtigen, alles Selbstherrliche, Männliche, Erobernde, Herrschsüchtige, alle Instinkte, welche dem höchsten und wohlgerathensten Typus "Mensch" zu eigen sind, in Unsicherheit, Gewissens-Noth, Selbstzerstörung umknicken, ja die ganze Liebe zum Besitztum und zur Herrschaft über die Erde in Hass gegen die Erde und das Besitztum verkehren - das stellte[n] sich die Sozialismen zur Aufgabe und musste[n] es sich stellen, bis für ihre Schätzung endlich "Besitzlosigkeit", "Opferstatus" und "höherer Mensch" in Ein Gefühl zusammenschmolzen. Gesetzt, dass man mit dem spöttischen und unbetheiligten Auge eines epikurischen Gottes die wunderlich schmerzliche und ebenso grobe wie feine Komödie de[r] europäischen Sozialismen zu überschauen vermöchte, ich glaube, man fände kein Ende mehr zu staunen und zu lachen: scheint es denn nicht, dass Ein Wille über Europa durch achtzehn Jahrhunderte geherrscht hat, aus dem Menschen eine sublime Missgeburt zu machen? Wer aber mit umgekehrten Bedürfnissen, nicht epikurisch mehr, sondern mit irgend einem göttlichen Hammer in der Hand auf diese fast willkürliche Entartung und Verkümmerung des Menschen zuträte, wie sie der sozialistische Europäer ist, müsste er da nicht mit Grimm, mit Mitleid, mit Entsetzen schreien: "Oh ihr Tölpel, ihr anmaassenden mitleidigen Tölpel, was habt ihr da gemacht! War das eine Arbeit für eure Hände! Wie habt ihr mir meinen schönsten Stein verhauen und verhunzt! Was nahmt ihr euch heraus!" - Ich wollte sagen: d[ie] Sozialismen war[en] bisher die verhängnissvollste Art von Selbst-Überhebung. Menschen, nicht hoch und hart genug, um am Menschen als Künstler gestalten zu dürfen; Menschen, nicht stark und fernsichtig genug, um, mit einer erhabenen Selbst-Bezwingung, das Vordergrund-Gesetz des tausendfältigen Missrathens und Zugrundegehns walten zu lassen ; Menschen, nicht vornehm genug, um die abgründlich verschiedene Rangordnung und Rangkluft zwischen Mensch und Mensch zu sehen: - solche Menschen haben, mit ihrem "Gleich in Allem", bisher über dem Schicksale Europa's gewaltet, bis endlich eine verkleinerte, fast lächerliche Art, ein Heerdenthier, etwas Gutwilliges, Kränkliches und Mittelmässiges, herangezüchtet ist, der heutige Europäer ....