Mittwoch, 20. April 2011

Schönheitsobjekt und Schönheitssubjekt

"Was ist der Elegante für den Schätzenden? - Ein Gelächter und eine schmerzliche Scham!"

Schönheitsobjekte sind uns allen bekannt. Wir sehen sie auf Werbetafeln und vor allem im Fernsehen, es gibt sogar extra Shows, um neue Schönheitsobjekte zu rekrutieren. Sie stehen für Eleganz, Anmut und eine unverfälschte, unsteigerbare Schönheit, so dass sie uns dazu antreiben, selbst so sein zu wollen wie sie.
Dies trifft allerdings nicht auf alle Menschen zu. Ich für meinen Teil empfinde eine tiefe Verachtung für alles, was sich zum Objekt degradieren lässt. Der, der für elegant befunden wird, ist jemand, der sich den Wert von anderen diktieren lässt und immer nur in Verfügung anderer Schätzungen Wert erlangt. So sagte Nietzsche auch: "Ihr ladet euch einen Zeugen ein, wenn ihr von euch gut reden wollt; und wenn ihr ihn verführt habt, gut von euch zu denken, denkt ihr selber gut von euch." Diese Menschen haben nicht die Macht, selbst Werturteile zu fällen und sind immer Opfer ihrer eigenen Selbstverachtung. Für sie ist Schönheit ein rein ästhetischer, äußerer und von außen zugeschriebener Wert, deshalb auch Schönheitsobjekt.
Das Gegenteil davon ist der Schätzende bzw. das Schönheitssubjekt. Dieses Subjekt stellt selber Wertungen auf, es ist mit sich selbst im Reinen und käme gar nicht auf den Gedanken, das eigene Selbstwertgefühl von der Beurteilung Anderer abhängig zu machen. Es weiß auch nicht, ob es sich für die oben erwähnten Schönheitsobjekte schämen oder über sie lachen soll. Denn das Schönheitssubjekt hat einen ganz anderen Begriff von Schönheit, da es Schönheit nicht als äußeren Wert beschreibt, sondern als Fähigkeit und vielmehr als tatsächlichen Akt, sich in der Welt mitzuteilen, sich selbst einzubringen. Wieder Nietzsche: "Wenn die Macht gnädig wird und herabkommt ins Sichtbare: Schönheit heiße ich solches Herabkommen."
So habe ich einen neuen Begriff von Schönheit entwickelt; nicht mehr als das Anbiedern an fremde ästhetische Reize, sondern als das Ganz-Man-Selber-Sein im Gefühl der Sicherheit und des Triumphes.
Ein schöner Körper im Sinne des Wald des Warmen Regens ist also nicht einer, der irgendwie "gut aussieht", auch nicht einer, der potenziell zum Laufen und Rennen und Springen und Klettern fähig wäre (also wieder nur einer, der so aussieht als ob), sondern einer, der tatsächlich klettert etc. "Schönheit" oder eher noch das "Schönheitssubjekt" ist damit nurmehr ein Synonym für den Lebensbegriff und der Lebensbegriff selbst eine Metapher für das Leben selbst.

Zusammengefasst: Wenn die Menschen vom Schönheitsobjekt zum Schönheitssubjekt werden, dann werden aus Opfern endlich Ex-Opfer!

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