Montag, 5. September 2011

Epilog

Dieses Buch zu schreiben, es zu gliedern und zu ordnen, hat nicht immer Spaß gemacht. Wie auch?! - Da will man die Menschheit überzeugen, den Körper in jedem Moment vollkommen einzusetzen und dann fällt mir nur ein, mich - wie alle anderen auch - hinzusetzen und immer wieder Gedanken niederzuschreiben, an den Menschen zu verzweifeln, und wieder Gedanken aufzuschreiben.
Deshalb ist dieses Buch einerseits ein Scheitern, weil ich es schreiben musste und noch nicht im Wald des warmen Regens angekommen bin. Gleichzeitig ist dieses Buch (die Einerseits-Andererseits-Argumentation ist meiner theologischen 'Herkunft' geschuldet) aber auch ein Sieg über mich selbst und für mich selbst, da - wo jetzt aus Scham radikale Offenheit wurde - eine Konkretisierung immer auch eine Klärung zur Folge hat und nun jeder genau nachlesen kann, wo ich stehe.
Aber ich muss es gestehen: Dieses Buch ist auch ein schlechtes Buch, weil es sich wichtig nehmen und gegen jede Kritik immunisieren will, indem es Aneinanderreihungen vin Verben, Substantiven und metaphorischen Ausdrücken beinhaltet, auf dass sein Inhalt noch mehr Härte, Wucht und (unredliche) Durchschlagskraft erhält, auch wenn diese Aufzählungen logisch zwar äußerlich etwas hinzufügen, aber eigentlich nichts Neues bringen; schließlich bleibt die Struktur identisch. Und es wäre komisch, wenn jemand nur deshalb Vorfreude auf den Wald des Warmen Regens entwickelt hätte, weil sie manche Texte so elegant geschrieben anhören. Denn der Schluss dieses Buches ist nicht sein Platz in den Bestsellerlisten, sondern seine Vermoderung, wenn niemand mehr seinen Inhalt versteht, sondern nur noch das Holz für Holz hält. Daher ist die hier angebotene Vorfreude vor allem eine Vorfreude darauf, dass dieses Buch hinübergeht.
Vom Standpunkt dieser Welt nämlich bedeutet dieses Buch einen großen Verzicht und Nihilismus. Vom Standpunkt jedoch aus, dass wir in dem, was wir tun, entweder uns selbst, also den Körper, vernichten oder - und?! - auf ziemlich viel verzichten, ist der Wald des Warmen Regens die überreiche Welt, die nicht anders denkbar bzw. erlebbar, erkletterbar, erkörperbar wäre.
Zuletzt dürfte für den Leser, der nun verstehtm was ich sagen und erreichen will, klar sein, dass der Wald des Warmen Regens als (Ver-)Ortung des Himmels (auf Erden) zur Würdigung des Körpers erst dann wirklich ist, wenn der Mensch nicht mehr aus auch für dieses Buch abgeholzten Wäldern auf ferne Himmel blickt, sondern dieses Buch, diese zu erklimmende und wegzuwerfende Leiter, vermodernd auf dem Boden liegt, so dass der Wald aus ihm über es hinauswachsen kann und der Körper körpern kann.
Worüber ihr nicht einmal reden konntet, darüber werde ich klettern.

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