Donnerstag, 3. Juni 2010

Sprüche (8)

Wir benennen nur dasjenige als Entscheidung, wo der Sachverhalt nicht selbstverständlich klar ist. Aber wenn für beide Alternativen gute Gründe sprechen und wir uns nicht nur für das eine, sondern auch gleichzeitig gegen das andere entscheiden müssen - rebelliert da in uns nicht unsere stolze Wahrhaftigkeit, die uns zuflüstern will, dass über Gut und Böse bisher nur gewähnt, nicht gewusst worden ist?

Wenn wir Menschen, vor allem wir Nordeuropäer, "draußen" sagen, dann meinen wir das immer als Alternative zu unserer Gewohnheit, irgendwo "zuhause" zu sein. Jeder Sommer hat die Macht, uns eher Frage und Aufgabe als kurzzeitige Erholung von uns selber zu sein.

Es kann keine Gesellschaft geben, in der es kein Sexualtabu gibt. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass gerade dort die Tabus am selbstverständlichsten sind, wo das Leben am reichsten ist: Essen, Trinken, Laufen, Rennen, Springen und Klettern; überall lauert ein Mensch, der uns (mindestens) ein schlechtes Gewissen machen will, indem er irgendetwas darin unangemessen findet.
Täuschen wir uns nicht: Der Durchschnittsmensch ist das Maß der Dinge! Wollen wir also substanziell etwas an der Welt verändern, so dürfen wir nicht versuchen, den Durchschnittsmenschen abzuschaffen, sondern stattdessen das Maß der Dinge. Erst im Verzicht auf Wertung und Würdigung wird der Körper...

"Erst, wenn man nicht mehr 'Du fehlst mir!' sagt, sondern betont, dass man ein gutes Leben hat, aber es mit dem anderen noch besser wäre, dann hat man wirklich die negative Wertungsweise hinter sich gelassen, dann sind aus Opfern Ex-Opfer geworden..." - Vorsicht an dieser Stelle; denn die positive Alternative könnte immer noch bedeutungsgleich sein mit dem überwundenen Satz. Denn ein Ex-Opfer ist man erst dann, wenn man nicht einmal mehr ein Ex-Opfer ist...

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