Freitag, 12. November 2010

Ekel vor dem Ekel

In einem vorherigen Eintrag habe ich bereits auf die "Angst vor der Angst" hingewiesen. Hier geht es nun um den Ekel vor dem Ekel.
Es gibt viele Dinge, vor denen wir uns ekeln, im Grunde aber nur vor uns selbst. Wenn sich jemand den Finger erst in die Nase und dann in den Mund steckt, überkommt uns ein Gefühl, als müssten wir sterben, allein wenn wir uns dieses Spektakel anschauen. Wehe dem, der laut schmatzt und (ohje!) dabei auch noch redet. Oder wenn uns jemand seine Hand geben möchte und vorher noch in sie hinein genießt hat. Wenn uns so etwas begegnet, dann können wir gar nicht nachdenken und frei entscheiden, ob wir uns ekeln wollen, sondern es passiert automatisch.
Vor diesem Ekel allerdings - ekele ich mich. Es kostet unheimlich viel Kraft, in solch einem Fall gegen sich selbst zu denken. Und wenn man darüber mit jemandem spricht, muss man ihm auch noch erklären, warum man nicht einfach ein Idiot ist, sondern dass es Sinn macht, hier nicht einfach ein Tabu einzuführen, damit sich in Zukunft jeder daran hält. Würde man das konsequent fortsetzen und alles verbieten, was irgendwie Ekel erregen könnte, so würden wir auch uns selbst abgeschafft haben; es wäre die schlechteste, weil sterilste aller möglichen Welten.
Oder aber man würde alles das zulassen und bejahen, was bisher den größten Anstoß erregt hat.
Jesus wurde den Jüngern des Johannes gefragt, ob Jesus wieder nur auf irdische Weise ein paar Symptome bekämpft oder er tatsächlich der Messias ist, worauf er mit seinen Taten antwortet und entgegnet, dass man keinen Anstoß an ihm nehmen soll. So glaubt es mir nun auch:
"Urin und Schweiß sind sauberer als Wasser und/denn die Menschen sind nackt, sie gehen sich und/als die Welt unbedingt an, wahrlich, aus Opfern wurden Ex-Opfer."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen