Mittwoch, 17. Februar 2010

Kinder auf dem Spielplatz

Im letzten Sommer ging ich einmal zum nahegelegenen Spielplatz, nahe der Felder, nur 100m von hier entfernt - es sollte mich verändern.
In meinem Zimmer hatte ich mitbekommen, wie die Sonne zum Abend hin weitergewandert war nach Westen und nicht mehr in mein Zimmer schien. Daher ging in barfuß und und kurzen Hosen los, um mich in ihre warmen Strahlen zu stellen und das kräftige Abendrot mit meinen eigenen Augen zu erleben.
Am Spielplatz angekommen blickte ich von einer leicht erhöhten Stelle aus über die Felder hin in die Sonne, es war ein wunderbares Erlebnis. Dann machte ich meine Augen zu, genoss die letzte Wärme des Tages, fühlte mich geliebt von der Welt, ich war ganz in diesem unbeschreiblich schönen Moment versunken.

Doch da geschah es: Einige Kinder waren am Fußball spielen gewesen, sie schossen mir den Ball ans Bein und er blieb bei mir liegen, so dass ich aus meinem Moment herausgerissen wurde und ihnen den Ball wiedergab. Dabei sagte ich ihnen: "Schaut doch einmal, was das für ein großartiger Sonnenuntergang ist - habt ihr so etwas schon einmal erlebt?" Als Antwort kam lediglich: "Ja, das ist toll, dass es so lange hell und warm ist, aber das ist doch wie gestern...eigentlich wars doch die ganze Woche schon so!" Sie spielten einfach weiter und ließen mich ein wenig verwirrt zurück, so dass ich nach weiteren 10min Sonnenbaden den Rückweg antrat und bei meinem Nachbarn vorbeischaute, in dessen Keller eine Netzwerkparty im Gange war. Dort erzählte ich ihnen auch von meinen eben erlebten schönen Momenten. Sie machten sich noch ein wenig über mich lustig, entgegneten dann aber: "Schöne Geschichte, Sebastian, aber das ist doch wohl mindestens die letzten Tage breits so gewesen." Als auch sie einfach weiter spielten, war ich fast verbittert. Wollte denn niemand in meine großartige Lobpreisung der Schöpfung mit einsteigen?

Da erst ging mir selbst die Sonne auf. Wie ein lebendigmachender Lichtstrahl nach einer langen Verfinsterung war mir plötzlich alles klar: Sowohl Kinder als auch Kumpels hatten beinahe die gleichen Worte benutzt, jedoch mit gänzlich anderen Bedeutungen: Während die Kinder das Wetter nicht anders würdigen konnten als es wie die Tage zuvor auszunutzen, war meinen Kumpels das Wetter vollkommen egal. Und ich selbst war noch ein Zwitter zwischen ihnen: Mir konnte das Wetter nicht egal sein, aber für mich folgte lediglich, dass ich passiv verharren wollte, bis die Sonne ihre Ästhetik verloren hatte.

Von diesem Tag an jedoch weiß ich, was Schönheit und Leben ist: Den Reichtum des Lebens als selbstverständlich annehmen UND ihn als Lebewesen ausleben.

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