Dienstag, 9. Februar 2010

Nicht das Seelenleben wurde vergessen, sondern der KÖRPER

"Die westliche Zivilisation hat bei all ihren (staunenswerten) Errungenschaften das Seelenleben vergessen. Sie war und ist zu einseitig auf die Revolutionierung der Materie fixiert." Dies schreibt Harald Harzheim in Anlehnung an das Genre des Zombiefilms und konstruiert damit eine Kritik auf die westliche Gesellschaft.

Wenn man aber, wie ich, mit einer größeren Perspektive auf die Kultiviertheit des Menschen schaut, dann liegt der schwerwiegendere Fehler des Menschen nicht darin, den Dualismus zwischen Seele und Materie zur Seite der Materie kippen gelassen, sondern diesen Dualismus überhaupt erst in die Welt gesetzt zu haben.

Wenn man diesen Dualismus nun als real gegeben hinnimmt, dann muss man an obiger Formulierung zumindest noch kritisieren, dass gerade nicht die "westliche Gesellschaft" der Fixierung auf die Revolutionierung der Materie erlegen ist, sondern die menschliche Seele insgesamt. Statt sich die Kantische Frage, was denn der Mensch sei, ernsthaft zu stellen, hat man mittels seiner Seele lediglich geschaut, wie man über die objektive Wirklichkeit, also sowohl über die Materie als auch über die Seelen seiner Mitmenschen Herr werden könne.

Das Umgekehrte ist tatsächlich die Wahrheit: Nicht das Seelenleben wurde vergessen, sondern der Körper. Als der Mensch zum ersten Mal Seele besaß, da hatte die Seele nur noch Augen für sich, da waren plötzlich ganz viele Seelen in der Welt, nämlich in den Bäumen, im Feuer, in heiligen Gegenständen, überall stieß die Seele auf Ahnen und/oder Götter. Als aber die technischen Revolutionen die Seelen in der Materie verschwinden ließen und die Bearbeitung der Welt automatisierten, da verlor die Materie ihre letzte Beziehung zur Seele, da erst wurde sie objektive Wirklichkeit.

Man mache den Vergleich: Heute ist die Materie entweder nur noch eine Ressource oder zusammen gedrängt auf menschenferne Naturreservate oder vollkommen verkümmert (im Menschen). Selbiges könnte man auch von der Seele behaupten: Sie ist für den Menschen nur noch eine Ressource, um möglichst gut abzuschneiden, das Seelische beschränkt sich auf die sonntägliche Auszeit oder den routinemäßigen Besuch beim Psychologen und wird bei den meisten heute gar nicht mehr angetroffen.

Kurzum: Erst wenn der Adam (Mensch) erkennt, dass er selbst zu aller erst Adamah (Erdboden) ist, verliert die Seele ihren gnadenlos überschätzten Besitzanspruch über die Materie und über andere Seelen und erst dann kann sich die Seele wieder mit der Körperlichkeit versöhnen. Vielleicht wird man dann überhaupt erst von Seelenleben sprechen können...

PS: Wenn Körper und Seele zuletzt wirklich eins sind - warum dann nicht gleich nur von Leben sprechen?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen