Freitag, 12. Februar 2010

Wahrheit zum Siege

"Und wenn da einmal die Wahrheit zum Siege kam, so fragt euch mit gutem Mißtrauen: »welch starker Irrtum hat für sie gekämpft?«"

Mit diesen Satz aus dem Zarathustra beschreibt Nietzsche den Zustand, der eintritt, wenn eine richtige Entscheidung aus den falschen Gründen, mit den falschen Absichten getroffen wurde. Beispiele umgekehrter Art sind uns sicherlich eher geläufig, wenn nämlich jemand aus einer guten Absicht heraus handelt, aber am Ende alles in Scherben liegt. Den Kommunisten unterstellen wir zum Beispiel lieber gute Absichten als den Nazis, aber das ist eine andere Geschichte...

Wenn ich nun auf das eigentliche Thema zurückkomme: Es gibt sicherlich gute Gründe, Nichtraucher zu sein, nämlich Gesundheit, Geld, Zeit. Und es gibt natürlich ebenso gute Gründe aufzuhören, nämlich Gesundheit, Geld, Zeit.

Und dann gibt es die Gründe, für die man sich eher schämen dürfte, wenn man sich über sie klar würde: Ein Kumpel von mir hatte nämlich deshalb aufgehört zu rauchen, weil es ihm unpassend und peinlich geworden war, der Mehrheitsgesellschaft immer einen Schritt bzw. 5min hinterher zu sein. Der Gruppendruck, der sonst scheinbar immer nur dafür verantwortlich sein soll, dass man mit dem Rauchen anfängt, sollte nun also der Grund dafür sein, dass jemand aufhört.

Angesichts dieses ubertragbaren Einzelfalls sind die nächsten Kampagnen der Bundesregierung gegen das Rauchen nicht mehr weit: "Mein Freund, der Nichtraucher!", "Raucher-befreite Zone". Oder noch etwas rabiater: "Gemeinsam stark gegen den Raucher-Holocaust!"

Mit diesen Gedanken über die staatlich und medial angezettelte Gedanken-Diktatur im Kopf erscheint selbst mir als militantem Nichtraucher das Rauchen plötzlich weit weniger abartig. Allen Unkenrufen zum Trotz könnte es nun - nahe der Ausrottung - beinahe wieder zu Ehren kommen mit den Begriffen, mit denen uns die inzwischen weitestgehend verbannte Tabakwerbung den blauen Dunst einst schmackhaft machen wollte: Freiheit, Unabhängigkeit, Selbstgenuss.

Aber nein, dazu wird es zum Glück nicht kommen. Wer sich nämlich durch das Rauchen wirklich befreit fühlt, der muss sich zuvor schon ziemlich mies vorgekommen sein, dem ist wohl im wörtlichen Sinne eh nicht mehr zu helfen. Zum Schluss, wenn einem selbst die Gesundheit, die Zeit und das Geld egal sind, gibt es ja noch den einzig überzeugenden, allerletzten Grund, warum man wirklich nicht rauchen sollte: Die Gründe zu rauchen sind alle abartig schlecht! Das ist die Wahrheit!

Umgekehrt gilt aber auch: Lieber gebe ich auf, sie von der Wahrheit zu überzeugen, als dass mir ein Irrtum zum Sieg verhelfen dürfte.

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