Dienstag, 23. Februar 2010

Selbstkreuzigung

"Das, was in uns noch gut und gerecht ist, muss dasjenige in uns kreuzigen, was sich in uns seine eigene Tugend erkämpfen will." - So funktioniert das gute Gewissen. Das ist eine Abwandlung von Nietzsches Spruch, dass es die guten und gerechten Menschen sind, die Pharisäer sein müssen, die die eigenständigen Geister um ihrer selbst willen vernichten wollen.
Wenn man es nun aber auf das Denken des Einzelnen bezieht, dann heißt das aber auch: Es gab kein Stadium, in dem sich der Mensch oder irgendein Tier zuerst nach außen hin entlud, um später dann durch Hemmung alles in sich hinein zu fressen, sondern: Was von außen kommt, das wird entweder abgewehrt oder verschmilzt im besten Falle mit dem Ganzen und setzt ähnlich wie bei einer Kernfusion Energie nach außen hin frei. Foucault wusste am Ende seines Lebens, dass Macht nicht nur hemmend wirken kann, sondern auch Kreativität erzeugt. Aber: Er sah leider nicht, dass diese Kreativität, diese Neuheit der Tugend wieder nur ein Mittel des guten Gewissens ist, sich selbst zu bestätigen. Gegenüber unseren tierischen Verwandten haben wir unser gutes Gewissen um einige Potenzen komplexer gestaltet, das ist der einzige Unterschied - auch sie nämlich machen sich zuerst ein gutes Gewissen und nutzen die ihnen gegebenen Potenzen dafür aus. Wir sind nun also das erste Lebewesen, das nicht nur sein Denken durchkreuzen, sondern auch sein Durchkreuzen noch durchkreuzen kann.
Ist meine die beste (Vorstellung) aller möglichen Welten oder muss ich auf eine andere warten? Wald des Warmen Regens!

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