Dienstag, 9. Februar 2010

Vom Wald des Warmen Regens

Bisher ging es der Menschheit immer nur darum, sich selbst ein gutes Gewissen zu machen; manche Menschen machten sich das gute Gewissen dadurch, dass sie – so gescheitert sie waren – es wenigstens schon einmal versucht hatten; andere gar durch einen Kult des schlechten Gewissens, dass es ja eigentlich an der Zeit wäre, die Welt zu verändern; letztere durch die resignative Haltung, dass diese bereits die beste aller möglichen Welten sei.

 

Nun aber geht die Menschheit an den Ort des Nicht-Einmal-Unsagbaren, der durch meine Denkbarkeit und Wünschbarkeit gerechtfertigt ist und durch seinen unendlichen Reichtum letztlich allen rechtfertigenden Funktionalismus, alles gute Gewissen, in sich und unter sich und hinter sich weiß – und dabei habe ich die Natura naturans weder vergessen noch vergöttlicht! Hiermit untergrabe ich die Alternative zwischen metaphysischem Überstieg und naturalisierenden Identifikationen, weil ihnen gemeinsam war, dass sie beide notwendig unwirklich bleiben mussten. Ja, es konnte niemals das eintreten, wofür sie eintreten, denn sie hatten immer noch einen unüberholbaren Vorbehalt gegen eine unüberholbare Verwirklichung. Gott oder der Himmel oder die beste aller möglichen Welten war bisher nur ein Existenzquantor ohne Satzzeichen oder ein Satzzeichen ohne Existenzquantor. Denn die einen hielten jene Welt entweder für nicht konkretisierbar oder maximal für die zweitbeste Welt, die anderen die besten Welten für immer wieder einander überholbar.

 

Am Ende der Jahr- und Tagzählung aber wird der Wald des warmen Regens als nicht-einmal-unsagbare beste aller möglichen Welten feststehen. Dafür werden die Grenzen abgerissen, die Friedhöfe und Städte abgeschafft, die Kraftwerke und Herstellungs- und Konsum- und Amüsierbetriebe abgebaut, die Uhren und Kalender zerstört, die Böden gereinigt, die Meere und Flüsse befreit, die Tiere ausgewildert, die Nutzpflanzen vertrieben, die Wissenschaft und die Religion durch sich selbst überwunden und letztlich durch dies alles und mit allem und in allem der Mensch mit sich selbst vereint und lebensfähig gemacht. Kommen aber Leute zu mir, um mich zu fragen: „Ist deine die beste (Vorstellung) aller möglichen Welten oder sollen wir auf eine andere warten?“, so werde ich ihnen antworten: „Seht doch hin; Urin und Schweiß sind sauberer als Wasser und/denn die Menschen sind nackt, sie gehen sich und/als die Welt unbedingt an, wahrlich, aus Opfern wurden Ex-Opfer.“

Die Anzahl der menschlichen Lebewesen entspricht dann………

 (Hier fehlt noch die konkrete Verwirklichung – Und wehe denen, die hier nicht nur die Offenheit empirisch darlegen, sondern sie sogar einfordern!)

„Und wie verhindern wir dann noch ein für alle Mal, dass jemals wieder Affen zu Menschen werden und aus dem Paradies hinausgehen?“ – „Aber wer so fragt, stirbt sowieso vorher…“

Der bis heute immer wieder gemachte Fehler unserer Denker lag darin, dass alle existenziellen Untersuchungen Herkunft oder Ziel dieser Welt entweder auf ein letztes Ideal hin zusammenführten oder genealogisch auseinander differenzierten oder gar schließlich im Gottesbegriff die Synthese des Dualismus von Einfachheit und Komplexität/Reichtum schon ausreichend erschien. Statt jedoch auf diese Weise das Universum der Relationen heilsam umfasst und die Sünde dadurch a priori aus der Welt geschafft zu haben, steigerten sie diese sogar noch, als sie begreifen mussten, dass letztlich nichts von alledem (über alle Maßen) hielt, was man (sich) versprach, wodurch sie in der Folge beinahe zwangsläufig die Vorfreude als die größte Freude ansetzten. Weil ihnen ein Gewinn an Erkenntnis nur noch negativ, durch Ausdifferenzierung und Falsifikation, möglich schien, hangelten sie sich von einer Enttäuschung zur anderen – sie blieben ihr auf der Spur –, so dass unaufhaltsam alte und neue, in allen Fällen jeweils verfehlte, Hoffnungen und Ziele produziert und reproduziert wurden – bis zum allerletzten Irrweg, dass das, was sich nicht realisieren ließ, eben offen bleiben müsse. Aber wenn sich das Universum der Relationen tautologisch in sich selbst zu sich selbst zusammenzieht und sich in ihm der Bedeutungsgehalt bis zur Implosion ausdehnt; wer verspricht dem Menschen dann noch, dass sowohl der Eigner seiner Welt nicht in sein schöpferisch-sterbliches Nichts zurückkehrt als auch dass Vorfreude nicht die größte Freude ist und dass dem guten Gewissen nicht wieder aus gutem Gewissen das Vertrauen gekündigt wird, sondern dass in diesem Augenblick in letzter Konsequenz als ein Ende und ein Anfang und als Höhepunkt des Lebens alles gesagt ist und nie wieder gesprochen und versprochen, ja nicht einmal mehr geschwiegen und gefreut werden muss, weil sich nichts mehr erfüllen kann und muss, weil ein unendlicher Reichtum unüberholbar einfach da ist?

Jeder Tag ist unüberholbar der Höhepunkt des Lebens.
Jeder Tag ist der Höhepunkt des Lebens.
Der Tag ist der Höhepunkt des Lebens.
Der Tag ist das Leben.
Das Leben.
Leben. Welt. Wirklichkeit. Ich. Mensch. Menschheit. Gott. Wald des warmen Regens.

..
.

Das Leben zieht in jedem Augenblicke seine letzte Konsequenz.
Das Leben zieht in jedem Augenblicke seine Konsequenz.
Das Leben zieht im Augenblicke seine Konsequenz.
Das Leben zieht seine Konsequenz.
Das Leben ist seine Konsequenz.
Das Leben.
Leben. Welt. Wirklichkeit. Ich. Mensch. Menschheit. Gott. Wald des warmen Regens.

..
.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen